Die neuen Deutschen

22. Mai 2023 | Geschichte

Wenn sich ein Kurs auf das Abitur vorbreitet und es zu einem Prüfungsthema ein nagelneues Buch gibt, welches alle Aspekte des Themas beleuchtet, dann nennt man das einen Glücksfall. Einen solchen Glücksfall erleben wir gerade im Leistungskurs Geschichte. Der Prüfungsschwerpunkt beschäftigt sich mit Einwanderung. Das ist ein Thema, welches im Augenblick die Gemüter mit Berechtigung erhitzt, sind in der Bewältigung dieses Prozesses viele Leistungen erbracht und Fehler gemacht worden, wie immer, wenn die Geschichte außergewöhnliche Ereignisse entstehen lässt.

Nun hilft es keinem weiter, wenn man sich mit einer Mischung von Vorurteilen oder Indoktrination, ideologischem Aberglauben von welcher Seite auch immer, einem Problem nähert, welches in seiner Komplexität nicht zu erfassen ist. Versucht man, dieses Problem zu reduzieren, um es „einfach“ lösen zu können, entstehen in der Regel extreme Forderungen, die mit den meisten Werten oder Gesetzen nicht vereinbar sind. Komplexe Probleme löst man, indem man sie in Einzelteile zerlegt und für Teilprobleme Lösungen sucht. So geschehen mit dem Buch von Herfried und Marina Münkler mit dem Titel „Die neuen Deutschen“. 

Voreingenommen betrachtet, entsteht bei solchen Werken immer der Verdacht sogenannter „Hofberichterstattung“, um in diesem Falle die Flüchtlingspolitik der Bunderegierung wissenschaftlch reinzuwaschen. 

Das Podium zeigte nun aber sowohl Untersuchungsmethoden und wissenschaftlichen Weitblick beim Vergeich im Umgang mit Migranten in vielerlei Ländern. Die erhellenden Momente der inhaltlichen Debatte, zugegebenermaßen als Thesen formuliert, deren Argumentation die Lektüre erfordert, waren:

 

  • Republiken sind darauf angewiesen, alle 25 Jahre ein großes Projekt zu bestehen. Generationsmarken wie zu bestehende Kriege oder im Augenblick die Welle von Migranten.
  • Generationen entwickeln ein Bewusstsein – wir haben es geschafft oder eben nicht.
  • Mit jedem neuen Problem tauchen alte Probleme in dessen Rücken auf. (Gemeint sind nicht bewältigte Enttäuschungen nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland.)
  • Erneuerung ist erforderlich für eine moderne Gesellschaft – Einwanderung als Ausgleich demographischer Entwicklung?
  • Wie macht man die unpassenden Menschen (Migranten passen kaum in die Gesellschaft) passend – nur die Altersstruktur passt. Wir müssen in sie investieren. „Man muss aus denen „tüchtige“ Deutsche machen.“ 
  • Grenzöffnung hatte geostrategische Hintergründe – Strategie der Kanzlerin: Balkan durfte nicht kollabieren. 
  • Nach 1973 keine kontrollierte Zuwanderung – Fehlwahrnehmung tatsächlicher Migration (Familiennachzug zwingt besonders Frauen in die Familie und lässt religiöse Funktion wieder aufleben.) Fehler der Nichtexistenz eines Einwanderungsgestzes. Einwanderungsstatus Deutschalnds wurde nicht begriffen, um ihn zu steuern. 
  • Aktuelles Problem ist nicht Integration sondern die AfD. Problem mit der Auswirkung und nicht mit der Ursache.
  • Perspektiven der Fluchtbewegung: Pull und Push Faktoren in den letzten 200 Jahren. 
  • Ströme und Wellen. Wellen sind das Problem 
  • Katastrophen erzeugen Wellen
  • Geringere Elastizität in der Reaktion auf Wellen als in der Agrargesellschaft. 
  • Parallelgesellschaften sind normal – Verfestigen durch Nachzug – Bildungsrückstand – wenig Chancen – ergo: Identitärer Halt: Banden oder Reislamisierung – Misstrauen stärkt diese Gesellschaften
  • Multikulti geht davon aus, dass es keine Probleme gäbe – man kümmerte sich darum nicht – ergo: Scheitern
  • Integration über den Arbeitsmarkt funktioniert am besten. Anwerbestopp verhindert diesen Effekt. Familien ziehen sich auf das Religiöse zurück.
  • Sprache ist keine hinreichende Bedingung (siehe Frankreich) – Arbeitsintegration ist das einizige fuktionierende Mittel.
  • Was machen wir mit Illegalen oder Nichtitegrierbaren? Regulierung der Märkte verhindert Integration. 
  • Phase der Qualifikation muss beginnen 
  • Verwaltungsakte verhindern Qualifikation (siehe Afghanen, die kein Deutsch lernen dürfen)
  • Frauen integrieren
  • Ablehnen nur, wenn man zurück schicken kann (illegale wollen nicht auffallen)
  • Chancen geben, aus Illegalität heraus zu kommen 
  • Ordnung schafft nur dann Probleme ab, wenn man sie umsetzen kann. 
  • Der Fremde ist der, den man nicht kennt, aber von dem man glaubt, alles zu wissen. 
  • Kriminalität durch Schleppersystem
  • Frage: Muss man kennenlernen, wenn man auf negative Erfahrungen verzichten will? 
  • Deutsch werden:1. jeder ist deutscher geworden 2. jeder ist in der Lage, sich und seine Familie zu versorgen 3. jeder die Chance eines sozialen Aufstiegs (Leistungsprinzip) 4. Religion ist Privatsache 5. Entscheidung über alle individuellen Präferenzen (nicht Herkunft oder Familie) 6. Grundgesetz ist die Bibel des Staatsbürgers. 
  • Flexibler Identitätsbegriff lädt zum Tüchtig sein ein. 
  • Verfassungspatriotismus als Grundlage des Deutschseins. 
  • Spreizung der Löhne durch Dienstleistungsgesellschaft – Industrie schafft mehr Angleichung 
  • Europa: Interessenverband – Kerneuropa – am Rand abflachend – weniger Rechte und weniger Pflichten. 
  • Man kann alle Probleme so groß machen, dass man in Melancholie verfällt. Man resigniert. 
  • Integration zwingt uns, über eingefahren Dinge neu nachzudenken, in die wir uns aus Bequemlichkeit eingerichtet haben. 
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