Auschwitz
Auch in diesem Jahr begaben sich die Schüler und Schülerinnen des Jahrgangs 12 vom 18.09. bis zum 20.09.2017 nach Krakau, um das nahegelegene Konzentrationslager Auschwitz zu besichtigen, Eindrücke zu sammeln und das Schicksal der zahllosen Häftlinge auf sich wirken zu lassen.
Es gleicht einem unfassbaren Schauermärchen, dass Menschen in der Lage sind, geprägt durch Hass, Gier und Manipulation zu einem funktionierenden System zu verschmelzen, das darauf aus ist, gezielt Menschen zu quälen, zu foltern und ihnen alles zu nehmen – ihre Existenz, ihre Kultur, ihre Familie, ihren Besitz – einfach alles. Dass diese Grausamkeiten bittere Realität waren, wurde schon beim Betreten des Stammlagers (Auschwitz I), in dem die Frauen eine durchschnittliche Überlebenszeit von etwa einem bis drei Monaten und die Männer eine von drei bis neun Monaten hatten, erschreckend deutlich. Der Massenmord wurde in Auschwitz oder polnisch Oświęcim, aber auch in anderen Konzentrationslagern der Zeit auf einen industriellen Prozess reduziert – die Toten – Männer, Frauen und Kinder wurden auf eine eintätowierte Zahl auf dem linken Unterarm reduziert, dann auf grausamste Art und Weise vergaßt und anschließend in den Verbrennungsöfen massenweise verbrannt. Die Zahl der Todesopfer am Ende des Konzentrations- und Vernichtungslagers im Januar 1945 Auschwitz beläuft sich auf 1,1 bis 1,5 Millionen.
Besonders schockierend bei all dem war, neben den Methoden und den vielen persönlichen und sehr traurigen Schicksalen, das Netz aus gezielten, perfide geplanten Täuschungsmanövern, um die Menschen, vorrangig Juden (90%) aus über 20 europäischen Ländern oder dem Ausland in das Verderben zu locken. Die Herkunftsländer der Häftlinge waren unter anderem Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Sowjetunion, Tschechoslowakei und Ungarn. Auch in den Baracken des Vernichtungslagers Birkenau (Auschwitz II) kamen wieder die Fragen, die keiner aussprach. Wer ist zu so etwas Menschenverachtendem fähig? Was müssen die Häftlinge durchlebt, gesehen und gedacht haben?
Wir wandelten auf den Spuren des größten Konzentrationslagers des Dritten Reichs und dem letzten Gang der Häftlinge … der Regen und die Dunkelheit unterstützten die gedrückte Stimmung und man versuchte sich vorzustellen, wie es den Häftlingen gegangen sein musste, die im September 1944 den letzten Weg ihres Lebens beschritten. Auch die Schienen, die nur in eine Richtung, nämlich in die des Todes führten, erzielten ihre Wirkung und die traurige Gewissheit, wie viele Menschen hier systematisch getötet wurden.
Für all das Geschehene gibt es keine Worte. Zukünftig kann man nur hoffen, dass die Menschen aus der Geschichte lernen. Denn wer nicht aus der Geschichte lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.
Nadia Jüngst, LK Geschichte 12
„Alle Wunden heilt die Zeit,
Zukunft wird Vergangenheit,
doch niemals in Vergessenheit
gerate uns’re Menschlichkeit.“
(Paula-Kristin Friebel, GK Geschichte 12)
Planspiel 1914
Am Montag dem 07. November 2016 wurde Geschichte durch die Klasse 10c “neu“ geschrieben.
Das Projekt trug den Namen „Die Julikrise 1914 – Ein Planspiel zur Vermeidung des 1. Weltkriegs“.
Der Auftrag der Schüler war es, sich in die europäischen Länder hineinzuversetzen, die Anfang Juli 1914 unter dem Einfluss des Attentats von Sarajevo am 28.06.1914 standen. Anders als der tatsächliche historische Kontext es besagt, sollte der 1. Weltkrieg im August 1914 durch die Schüler im Planspiel verhindert werden. Die Schüler waren in Ländergruppen eingeteilt und erhielten zu Beginn der Planung eine Rollenkarte, ihre Arbeitsanweisungen, die Vorgeschichte der Julikrise 1914 und politische Karten Europas im Jahr 1914.
Es gab insgesamt 5 Ländergruppen – das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Russland, England und Frankreich. Zudem gab es eine Gruppe für die Spielleitung, bestehend aus 2 Schülerinnen und dem Geschichtslehrer, 5 Beobachtern, die jeweils einem Land zugeteilt wurden und 3 Journalisten, die im Planspiel die internationale Presse vertraten. Vorbereitend gab es bereits Unterrichtsstunden, in denen sich die Ländergruppen eine Strategie für das Planspiel erarbeiten und verschiedene Aufgaben besprechen sollten.
Am 07. November 2016 um 11:50 Uhr ertönte eine Glocke und das Planspiel begann.
Die Presse teilte einen kurzen informativen Artikel zum Attentat von Sarajevo aus und die Ländergruppen begannen nach und nach zu diskutieren und ihre Pläne noch einmal gründlich durchzugehen. Die Presse machte Fotos und „schlich“ während des Planspiels umher, um Interviews mit den Ländergruppen zu führen. Wenn sie interessante Informationen erhielt, schrieb sie entsprechende Schlagzeilen, die für alle Teilnehmer des Spiels ersichtlich waren. Jedoch kam es auch vor, dass die Journalisten Gerüchte schrieben und so die Ländergruppen verunsicherten aber auch steuerten. Während der Presse die Köpfe rauchten, hatte auch die Spielleitung nicht wenig zu tun. Ständig mussten geheime diplomatische Briefe angenommen, abgeheftet und auf ebenso geheimen Kanälen weitergeleitet werden, jeder Schriftverkehr zusätzlich notiert und Konferenzen der europäischen Großmächte unterstützt bzw. eingeleitet werden. Diese Konferenzen fanden bilateral statt. Jeder Ländergruppe stand die Einberufung von zwei Konferenzen zur Verfügung.
Es gab je einen Beobachter pro Land, der sich relativ ruhig verhalten sollte und das Verhalten der Gruppenmitglieder analysierte und notierte.
Unterbrochen wurde das Planspiel nur durch eine kurze Mittagspause, in der die Gruppen nicht über ihr Projekt reden sollten. Danach ging es weiter, bis der Gong wieder ertönte und 180 Minuten „Spielzeit“ leider vorbei waren. Zu diesem Zeitpunkt standen die Zeichen im Planspiel – ähnlich wie Ende Juli 1914 – eher auf Krieg denn auf Frieden.
Die Auswertung erfolgte in der nächsten Unterrichtsstunde mit Herrn Runge. Zunächst sollten die einzelnen Gruppen selbst und vor allem kritisch einschätzen, wie das Projekt für sie war und auf sie wirkte. Daraufhin wurden Statistiken der Spielleitung bzgl. der Durchführung des Planspiels präsentiert und erörtert.
Im Anschluss wurden die Ausgangslagen vor dem Spiel mit dem Spielende und der historischen Situation verglichen. Ebenso wurden Schwachstellen des Planspiels diagnostiziert und weitere Modifikationen für das zukünftige Durchführen dieser Unterrichtsmethode vorgeschlagen und erarbeitet.
Es gab am Ende der Auswertung durchaus unterschiedliche Schlussfolgerungen. Dennoch kann man ruhigen Gewissens folgende Aussage von Lisa Kroke hier exemplarisch für das Planspiel „Die Julikrise 1914“ veranschlagen:
„Ich habe noch nie so viel in Geschichte verstanden wie nach diesem Planspiel!“
Mit Hilfe einer solchen Idee kann man viel verstehen, leichter lernen und arbeitet mit Freude und Spaß an der Geschichte unseres Landes, Europas und der gesamten Welt.
Die schwierigen Situationen, in denen sich die Länder um 1914 befanden, konnten besser nachvollzogen werden und eröffnen durchaus einen Blick auf die Welt gute 100 Jahre später. Hoffen wir alle, dass wir bzw. das die Welt nicht erneut – so wie es Christopher Clark in seinem Werk von 2013 für das Jahr 1914 festhält – in einen großen Krieg „Schlafwandeln“! Die realen Möglichkeiten dieses Szenarios sind in Anbetracht der politischen Weltlage wohl durchaus gegeben.
Hannah Wolf, 10c und M. Runge (unterrichtender Lehrer)
Zeitzeugen
Zeitzeugen-Workshop
Am 13.06.2017 sind etwa 20 Schüler von den Geschichtskursen von Frau Leppin als Gruppe in das Jüdische Museum gefahren, um dort einen Zeitzeugen aus dem zweiten Weltkrieg zu treffen.
In einem Nebengebäude des jüdischen Museum fand dieser Workshop statt. Es ist ein Archiv gesammelter Dokumente der NS-Zeit. Der Workshop ging etwa vier Stunden.
Nachdem Kennlernen und Begrüßen mit dem Leiterteam ging es für die Schüler schon gleich mit der Arbeit mit den alten Dokumente los. Man hat die Schüler in drei Gruppen eingeteilt mit je einem Workshopleiter und einem jeweils anderem Themengebiet. Die Gruppen wurden Mithilfe der Dokumente mit einer Familie, die von Deutschland nach Amerika geflüchtet sind, jüdische Schulen und den jüdischen Traditionen konfrontiert. Diese Arbeit sollte die Teilnehmer auf das Treffen mit dem Zeitzeugen vorbereiten, um ihn dann Fragen stellen zu können.
Circa nach zwei Stunden war der erste Teil des Workshops geschafft und das erwartete Treffen mit dem Zeitzeugen folgte.
Dr. William Freund, der 1926 in Nürnberg geboren wurde, kam vor ein paar Tagen extra aus der USA nach Deutschland gereist. Er brachte seine Tochter und seinen Enkel mit zum Workshop mit. Nach einer kurzen Vorstellung seiner Selbst, wie und weshalb er mit seiner Familie geflüchtet ist, trugen die Schüler die gesammelten Informationen der Dokumente nacheinander und Themen sortiert vor. Dr. Freund berichtete dann kurz darauf seine Erfahrungen und die Schüler durften ihm zu den Themen Fragen stellen.
Im Workshop ging es um eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis. Für die Schüler war es eine gute Chance ihre Fragen beantworten zu lassen, die Möglichkeit noch zu haben mit jemanden aus dieser Zeit sprechen zu können und die Erfahrungen, Gefühle und Erlebnisse aus erster Hand zu bekommen.
Im Großen und Ganzen hat es dem Kurs viel Freude bereitet, diesen Tag dafür genutzt zu haben.
Die neuen Deutschen
Wenn sich ein Kurs auf das Abitur vorbreitet und es zu einem Prüfungsthema ein nagelneues Buch gibt, welches alle Aspekte des Themas beleuchtet, dann nennt man das einen Glücksfall. Einen solchen Glücksfall erleben wir gerade im Leistungskurs Geschichte. Der Prüfungsschwerpunkt beschäftigt sich mit Einwanderung. Das ist ein Thema, welches im Augenblick die Gemüter mit Berechtigung erhitzt, sind in der Bewältigung dieses Prozesses viele Leistungen erbracht und Fehler gemacht worden, wie immer, wenn die Geschichte außergewöhnliche Ereignisse entstehen lässt.
Nun hilft es keinem weiter, wenn man sich mit einer Mischung von Vorurteilen oder Indoktrination, ideologischem Aberglauben von welcher Seite auch immer, einem Problem nähert, welches in seiner Komplexität nicht zu erfassen ist. Versucht man, dieses Problem zu reduzieren, um es „einfach“ lösen zu können, entstehen in der Regel extreme Forderungen, die mit den meisten Werten oder Gesetzen nicht vereinbar sind. Komplexe Probleme löst man, indem man sie in Einzelteile zerlegt und für Teilprobleme Lösungen sucht. So geschehen mit dem Buch von Herfried und Marina Münkler mit dem Titel „Die neuen Deutschen“.
Voreingenommen betrachtet, entsteht bei solchen Werken immer der Verdacht sogenannter „Hofberichterstattung“, um in diesem Falle die Flüchtlingspolitik der Bunderegierung wissenschaftlch reinzuwaschen.
Das Podium zeigte nun aber sowohl Untersuchungsmethoden und wissenschaftlichen Weitblick beim Vergeich im Umgang mit Migranten in vielerlei Ländern. Die erhellenden Momente der inhaltlichen Debatte, zugegebenermaßen als Thesen formuliert, deren Argumentation die Lektüre erfordert, waren:
- Republiken sind darauf angewiesen, alle 25 Jahre ein großes Projekt zu bestehen. Generationsmarken wie zu bestehende Kriege oder im Augenblick die Welle von Migranten.
- Generationen entwickeln ein Bewusstsein – wir haben es geschafft oder eben nicht.
- Mit jedem neuen Problem tauchen alte Probleme in dessen Rücken auf. (Gemeint sind nicht bewältigte Enttäuschungen nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland.)
- Erneuerung ist erforderlich für eine moderne Gesellschaft – Einwanderung als Ausgleich demographischer Entwicklung?
- Wie macht man die unpassenden Menschen (Migranten passen kaum in die Gesellschaft) passend – nur die Altersstruktur passt. Wir müssen in sie investieren. „Man muss aus denen „tüchtige“ Deutsche machen.“
- Grenzöffnung hatte geostrategische Hintergründe – Strategie der Kanzlerin: Balkan durfte nicht kollabieren.
- Nach 1973 keine kontrollierte Zuwanderung – Fehlwahrnehmung tatsächlicher Migration (Familiennachzug zwingt besonders Frauen in die Familie und lässt religiöse Funktion wieder aufleben.) Fehler der Nichtexistenz eines Einwanderungsgestzes. Einwanderungsstatus Deutschalnds wurde nicht begriffen, um ihn zu steuern.
- Aktuelles Problem ist nicht Integration sondern die AfD. Problem mit der Auswirkung und nicht mit der Ursache.
- Perspektiven der Fluchtbewegung: Pull und Push Faktoren in den letzten 200 Jahren.
- Ströme und Wellen. Wellen sind das Problem
- Katastrophen erzeugen Wellen
- Geringere Elastizität in der Reaktion auf Wellen als in der Agrargesellschaft.
- Parallelgesellschaften sind normal – Verfestigen durch Nachzug – Bildungsrückstand – wenig Chancen – ergo: Identitärer Halt: Banden oder Reislamisierung – Misstrauen stärkt diese Gesellschaften
- Multikulti geht davon aus, dass es keine Probleme gäbe – man kümmerte sich darum nicht – ergo: Scheitern
- Integration über den Arbeitsmarkt funktioniert am besten. Anwerbestopp verhindert diesen Effekt. Familien ziehen sich auf das Religiöse zurück.
- Sprache ist keine hinreichende Bedingung (siehe Frankreich) – Arbeitsintegration ist das einizige fuktionierende Mittel.
- Was machen wir mit Illegalen oder Nichtitegrierbaren? Regulierung der Märkte verhindert Integration.
- Phase der Qualifikation muss beginnen
- Verwaltungsakte verhindern Qualifikation (siehe Afghanen, die kein Deutsch lernen dürfen)
- Frauen integrieren
- Ablehnen nur, wenn man zurück schicken kann (illegale wollen nicht auffallen)
- Chancen geben, aus Illegalität heraus zu kommen
- Ordnung schafft nur dann Probleme ab, wenn man sie umsetzen kann.
- Der Fremde ist der, den man nicht kennt, aber von dem man glaubt, alles zu wissen.
- Kriminalität durch Schleppersystem
- Frage: Muss man kennenlernen, wenn man auf negative Erfahrungen verzichten will?
- Deutsch werden:1. jeder ist deutscher geworden 2. jeder ist in der Lage, sich und seine Familie zu versorgen 3. jeder die Chance eines sozialen Aufstiegs (Leistungsprinzip) 4. Religion ist Privatsache 5. Entscheidung über alle individuellen Präferenzen (nicht Herkunft oder Familie) 6. Grundgesetz ist die Bibel des Staatsbürgers.
- Flexibler Identitätsbegriff lädt zum Tüchtig sein ein.
- Verfassungspatriotismus als Grundlage des Deutschseins.
- Spreizung der Löhne durch Dienstleistungsgesellschaft – Industrie schafft mehr Angleichung
- Europa: Interessenverband – Kerneuropa – am Rand abflachend – weniger Rechte und weniger Pflichten.
- Man kann alle Probleme so groß machen, dass man in Melancholie verfällt. Man resigniert.
- Integration zwingt uns, über eingefahren Dinge neu nachzudenken, in die wir uns aus Bequemlichkeit eingerichtet haben.
Von der Stasi gefangen
Unter den Angeboten zum Tag der Wissenschaften und Kulturen, am Dienstag 30.06.2015, befand sich für besonders neugierige Geschichtsfanatiker in diesem Jahr die sehr interessante Möglichkeit, sich mehr mit dem Schicksal politisch-aufständiger und verfolgter Menschen aus der DDR zu beschäftigen. 15 Schülerinnen und Schülern aus der Jahrgangsstufe 9 war die Möglichkeit gegeben, an einem Zeitzeugen-Workshop in der Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße – einem ehemaligen Gefägnis des deutschen Kaiserreiches und später des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (Stasi) – teilzunehmen. Heute steht die Gedenkstätte für die Geschichte politischer Verfolgung und Gewalt in den unterschiedlichen Diktaturen des 20. Jahrhunderts.
Zu Beginn des Tages wurden wir erst noch einmal durch eine interne Gesprächsrunde und Führung durch die Gedenkstätte in das Thema „Die Stasi und ihre Handlungen und Ziele“ eingewiesen. Uns wurde eingehend erklärt, wen man damals für gefährlich oder politisch-untreu erklärte und wie man jene Menschen aufsuchte und später verhörte und demütigte. Für nahezu alle Fragen fand die Historikerin und Museumsführerin eine Antwort. Uns wurde gezeigt, wo die einleitende Leibvisite der Inhaftierten vollzogen wurde und erzählt, dass diese eher weniger zum Schutz des Gefängisses als viel mehr zur Demütigung der Haftanwärter geschah. Demütigung und seelische Verwirung – das waren auch die wesentlichen Ziele des Ministeriums für Staatssicherheit bei ihren – oft systemkritischen oder staatsuntreuen – Gefangenen. Man wollte tatsächlich ihre Persönlichkeit vernichten. Man wollte sie nicht töten und körperlich verletzen, sondern sie nur soweit demütigen, dass sie ihr eigentliches Ich komplett vergessen haben.
Im Anschluss an die Einführung in das Thema wurden die SuS in 4 Gruppen eingeteilt. Jede dieser Gruppen bekam einen Zeitzeugen zugeteilt. Nun konnten sich die Gruppenmitglieder anhand von Steckbriefen über das Leben ihrer Interviewpartner informieren und die ersten Fragen vorbereiten. Schnell bemerkten die meisten SuS, dass die richtigen Fragen sich wohl erst im Gespräch herauskristallisieren werden können.
Im Anschluss führten alle Gruppen selbstständig ein sechzigminütiges Interview mit ihren Zeitzeugen, in welchem sie keine Frage scheuten. An dieser Stelle sei zu sagen, dass die für uns erzählenden Zeitzeugen solche Workshops regelmäßig durchführen und allen SuS ein sehr großes Vertrauen entgegen brachten. An dieser Stelle sei noch einmal vielen Dank gesagt und ein riesiger Respekt gezollt an den Mut und die Kraft, sehr vertrauliche und persönliche Informationen mit uns zu teilen. Für uns SuS war es wirklich eine einzigartige Möglichkeit solche Erfahrungen und Informationen von einer Primärquelle auf diesem Wege erhalten zu können!
Die Zeitzeugen berichteten von ihren ersten Lebensjahren in der DDR, ihren Gründen von der Stasi verfolgt zu werden, den Ereignissen während ihrer Haft sowie dem Leben nach dem Stasi-Gefägnis und der DDR. Dabei kamen viele hochinteressante Dialoge zum Vorschein und wir können sagen, dass die eine Stunde Interview definitiv nicht ausgereicht hat. Vom Sport als roten Faden zum Überleben, einer missglückten Flucht über Ungarn oder Familiendramen und Verrat gab es vieles zu hören und sicher noch weitaus mehr zu erzählen. Es gab auch einen Zeitzeugen, der sein Leben wie einen Pfannkuchen komplett gewendet hat – vom politischen Häftling zum freien, selbstständigen Weltreisenden der mit Knotenkunst sein Geld verdient und genau das macht was er will und lebt.
Wir erfuhren eine Menge neuer Dinge über die Stasi, die DDR sowie deren Umstände und haben auf jeden Fall ein großes Pensum an Lebenserfahrung gewinnen können. Uns ist deutlich klar geworden, welches Glück wir mit unserer heutigen Staatsform und dem Lebensstandard in Deutschland haben und dass die Umstände aus der DDR nie wieder so vorhanden sein sollten – auch wenn man dies nicht komplett ausschließen kann.