Am Montag dem 07. November 2016 wurde Geschichte durch die Klasse 10c “neu“ geschrieben.
Das Projekt trug den Namen „Die Julikrise 1914 – Ein Planspiel zur Vermeidung des 1. Weltkriegs“.
Der Auftrag der Schüler war es, sich in die europäischen Länder hineinzuversetzen, die Anfang Juli 1914 unter dem Einfluss des Attentats von Sarajevo am 28.06.1914 standen. Anders als der tatsächliche historische Kontext es besagt, sollte der 1. Weltkrieg im August 1914 durch die Schüler im Planspiel verhindert werden. Die Schüler waren in Ländergruppen eingeteilt und erhielten zu Beginn der Planung eine Rollenkarte, ihre Arbeitsanweisungen, die Vorgeschichte der Julikrise 1914 und politische Karten Europas im Jahr 1914.
Es gab insgesamt 5 Ländergruppen – das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Russland, England und Frankreich. Zudem gab es eine Gruppe für die Spielleitung, bestehend aus 2 Schülerinnen und dem Geschichtslehrer, 5 Beobachtern, die jeweils einem Land zugeteilt wurden und 3 Journalisten, die im Planspiel die internationale Presse vertraten. Vorbereitend gab es bereits Unterrichtsstunden, in denen sich die Ländergruppen eine Strategie für das Planspiel erarbeiten und verschiedene Aufgaben besprechen sollten.
Am 07. November 2016 um 11:50 Uhr ertönte eine Glocke und das Planspiel begann.
Die Presse teilte einen kurzen informativen Artikel zum Attentat von Sarajevo aus und die Ländergruppen begannen nach und nach zu diskutieren und ihre Pläne noch einmal gründlich durchzugehen. Die Presse machte Fotos und „schlich“ während des Planspiels umher, um Interviews mit den Ländergruppen zu führen. Wenn sie interessante Informationen erhielt, schrieb sie entsprechende Schlagzeilen, die für alle Teilnehmer des Spiels ersichtlich waren. Jedoch kam es auch vor, dass die Journalisten Gerüchte schrieben und so die Ländergruppen verunsicherten aber auch steuerten. Während der Presse die Köpfe rauchten, hatte auch die Spielleitung nicht wenig zu tun. Ständig mussten geheime diplomatische Briefe angenommen, abgeheftet und auf ebenso geheimen Kanälen weitergeleitet werden, jeder Schriftverkehr zusätzlich notiert und Konferenzen der europäischen Großmächte unterstützt bzw. eingeleitet werden. Diese Konferenzen fanden bilateral statt. Jeder Ländergruppe stand die Einberufung von zwei Konferenzen zur Verfügung.
Es gab je einen Beobachter pro Land, der sich relativ ruhig verhalten sollte und das Verhalten der Gruppenmitglieder analysierte und notierte.
Unterbrochen wurde das Planspiel nur durch eine kurze Mittagspause, in der die Gruppen nicht über ihr Projekt reden sollten. Danach ging es weiter, bis der Gong wieder ertönte und 180 Minuten „Spielzeit“ leider vorbei waren. Zu diesem Zeitpunkt standen die Zeichen im Planspiel – ähnlich wie Ende Juli 1914 – eher auf Krieg denn auf Frieden.
Die Auswertung erfolgte in der nächsten Unterrichtsstunde mit Herrn Runge. Zunächst sollten die einzelnen Gruppen selbst und vor allem kritisch einschätzen, wie das Projekt für sie war und auf sie wirkte. Daraufhin wurden Statistiken der Spielleitung bzgl. der Durchführung des Planspiels präsentiert und erörtert.
Im Anschluss wurden die Ausgangslagen vor dem Spiel mit dem Spielende und der historischen Situation verglichen. Ebenso wurden Schwachstellen des Planspiels diagnostiziert und weitere Modifikationen für das zukünftige Durchführen dieser Unterrichtsmethode vorgeschlagen und erarbeitet.
Es gab am Ende der Auswertung durchaus unterschiedliche Schlussfolgerungen. Dennoch kann man ruhigen Gewissens folgende Aussage von Lisa Kroke hier exemplarisch für das Planspiel „Die Julikrise 1914“ veranschlagen:
„Ich habe noch nie so viel in Geschichte verstanden wie nach diesem Planspiel!“
Mit Hilfe einer solchen Idee kann man viel verstehen, leichter lernen und arbeitet mit Freude und Spaß an der Geschichte unseres Landes, Europas und der gesamten Welt.
Die schwierigen Situationen, in denen sich die Länder um 1914 befanden, konnten besser nachvollzogen werden und eröffnen durchaus einen Blick auf die Welt gute 100 Jahre später. Hoffen wir alle, dass wir bzw. das die Welt nicht erneut – so wie es Christopher Clark in seinem Werk von 2013 für das Jahr 1914 festhält – in einen großen Krieg „Schlafwandeln“! Die realen Möglichkeiten dieses Szenarios sind in Anbetracht der politischen Weltlage wohl durchaus gegeben.
Hannah Wolf, 10c und M. Runge (unterrichtender Lehrer)