Vor 15 Jahren wurde am Fontaneum eine weitreichende Entscheidung getroffen. Die Schule hatte sich entschieden, eine Ganztagsschule zu werden, um sowohl einem modernen politisch motivierten Entwicklungsprozess in der Bildungspolitik zu entsprechen, als auch den Schülerinnen und Schülern dieses Gymnasiums so gut wie möglich zu helfen, das Lernen erfolgreich zu gestalten.
Zu Beginn probierte man ein offenes Konzept, bei dem man Förderunterricht, Arbeitsgemeinschaften, Nachhilfe oder die Möglichkeit, Meetings abzuhalten, an das Ende des Schultages legte. Die Analyse dieses Systems ergab, dass die Angebote nur sehr zögerlich genutzt wurden, weil man sehr oft eben lieber nach Hause fuhr, als den Tag noch weiter zu verlängern. Über viele Jahre blieb das Ganztagsangebot nur ein plakatives Zeichen an die Außenwelt – es kostete Glaubwürdigkeit und natürlich Lerneffekte. Lange Zeit überwog das Missverhältnis zwischen pädagogischem Anspruch und der persönlichen Work-Life-Balance. Im letzten Jahr hat die Schulfamilie sich nun für die Transformation entschieden und das Experiment begonnen.
Seit 2022 gibt es nun ein in den Schultag integriertes Mittagsband, welches die pädagogische Arbeit in den Alltag einfließen lässt und sowohl inhaltlich als auch quantitativ angenommen wird. Viel mehr Schülerinnen und Schüler als in den vergangenen Jahren nutzen die Förderangebote, Unterrichtszeit muss nicht mehr in die Freizeit verlagert werden, interessengebundene Abwechslung von Regelunterricht kann nun die Konzentration fördern. Klassen können sich zum Klassenrat zusammenfinden, es können Beratungsgespräche stattfinden und selbst für sportlichen Ausgleich ist Zeit, damit das lange schädigende Sitzen von Bewegung unterbrochen wird. Man kann Hausaufgaben fertig haben, bevor man zu Hause ist.
Natürlich sind in Zeiten ungünstiger Verkehrsverbindungen große Belastungen mit dem frühen Beginn verbunden, natürlich ist man später zu Hause als vor einem Jahr. Die pädagogischen Effekte, die Identifikation mit dem System, schlichte Gewöhnungseffekte und auch die Überzeugung, einen wichtigen Schritt für ein eigenständiges Schulprofil geschaffen zu haben, verdrängen langsam die wenigen Gegenstimmen. Auf dem Weg zu einer modernen Schule sind wir mit dem Mittagsband ein großes Stück nach vorne gekommen. Den Weg weiter zu beschreiten, den Regelunterricht aufzubrechen, den Projektcharakter der Lernprozesse stärker zu fördern und moderne wichtige Inhalte zu integrieren, bleiben noch weiterhin große Aufgaben. Mittels des Mittagsbandes sind aber organisatorische Optionen geschaffen worden, diese Herausforderungen anzugehen.